Zeitzeugen: Rudolf Weber, 2009
anläßlich der
Enthüllung einer Erinnerungstafel am Härtsfeldbahnhof Ziertheim
Am 13. September 2009 wurde in Ziertheim eine Erinnerungstafel am ehemaligen Härtsfeldbahnhof feierlich enthüllt. Bilder davon gibt es in einer eigenen Galerie. Als kleine Reminiszenz an die Härtsfeldbahn trug er das folgende Gedicht vor:
Mei Härtsfeldbah |
Es isch halt amaul so em menschlicha Leaba,
dau muaß für jeden bestimmte Leit ond Sacha geaba, dia für an Erwachsena ond au für a Kend für seiner Leabtag von Bedeutung send. Oft send dös für an andra ganz läppische Sacha, dia oim dös Leaba glücklicher macha. Für mi isch, dau denk i oft dran, so ebbes Wichtig's mei guata alta Härtsfeldbah. |
Glei nauch'm Kriag, i hau no kaum übern Tisch nüberg'seah,
ben i aufm Weag zom Ziertemer Bahhof gwea. Mim Wägele hau i schwere Pakett nüber g'füahrt. Dia Noat en de Städt' hat mein Großvater arg g'rüahrt. A Säckle Meahl ond a g'räucherta Schweinerei hat ma d'r Tante Anni g'schickt off Müncha nei. Dös war net ganga, mei liaber Ma, ohne mei guata, treua Härtsfeldbah. |
Wia i nau scho a Zeitlang en d'Schual ganga ben,
isch d'r Frau Theiner komma en Sinn: "Ons kenntet doch amaul an Film angucka, doch dös isch net oifach", sät sia ganz trucka, "Zwoi von ui müaßat mim Wägele vom Ziertemer Bahhof holla dean Filmapparat ond au dia Filmrolla. Dass ons dean Film nau g'seah hant, dos nemm i an, verdank m'r alloinig meiner filmreifa Härtsfeldbah. |
En d'r 4. Klass' d'Frau Theiner : "Alle ruhig sitzen bleiben,
wir wollen jetzt einen Aufsatz "Meine längste Reise" schreiben." I hau g'schrieba: " Am Morgen fuhr ich mit dem Zug auf dem schmalen Gleise nach Dillingen zu meiner längsten Reise. Dort sind wir mit der Staatsbahn weitergefahren, bis wir bei meiner Tante in Gremheim waren." Ma sieht, mei längschta Rois gatt onweigerlich an mit meiner guata schmalschpuriga Härtsfeldbah. |
Zom Gymnasium off Dillinga war mir mei Schualweag a Lascht.
Mim Hans, mim Rudi ond mim Martin war i jeatz a Dauerfahrgascht. Bloß g'müatlich zom Zug semmer kaum oimal komma. Earscht wenn d’Lok d's Reischtinga pfiffa hat, hamm'r d'Füaß onder da Ara g'nomma. G'schpronga send mer, bis ons d'Zonga rausg'hängt hant. Drom war mer beim Fuaßballa au als konditionsstark bekannt. Dös erkenn' i no heut' recht dankbar an meiner guata, schportfördernda Härtsfeldbah. |
Am Bahnhof voarm Zug sei, war gega onsra Eahr,
wenn au beim Schprenga d'r Schualranza war doch recht schwer. Ond send mer ganz schpät dra, muaß d'r Zug halt warta, ons kommet nau scho no zo onsere Karta. D'r Schaffner, ma moint grad, der hätt' seine Fahrgäscht zählt, pfeift sowieso earscht zor Abfahrt, wenn koiner meah fehlt. So bleibt's en meiner Erinnerung, gega dia kommt nix an, mei guata ond so menschlicha Härtsfeldbah. |
Mindeschtens oimaul em Jauhr hamme'r g'wartet vergeblich.
D'Lok isch ein Schnea stecka blieba, d'Verwehung erheblich. En d'r Kält' hau i mir denkt mit meim verfroarna Hira: ,Wia schea wär's jeatz'doch em Waggon mit deam Ofa zom Schiera!" Dau hamme'r se ons ganz schnell auf d'Socka g'macht ond dean schualfreia Tag auf d'r Schliedabah verbracht. So a klois Bähle kommt doch gega so a Naturg'walt net an. Drom verzeih i's ihr geara, meir net wintertauglicha Härtsfeldbah. |
50 Jauhr' send verganga, d'r Dampfzug hat se nemme rentiert,
ma hat'n oifach für an Triebwaga ausrangiert. En dear Zeit hat me mei daumauliga Freindin b'suacha solla. I haus doch meine Eltra au amaul vorstella wolla. D'r nui Zug hat mei Traudl tatsächlich auf Zierta mitg'nomma, sonscht wäret ons zwoi am End gar net zammakomma, Dös rechn i deam Treibwaga no heit recht hoah an ond lass'n drom au gelta als mei Härtsfeldbah. |
Italienische Gaschtarbeiter hant 1905 en Rekordzeit dia Bahstreck' baut.
Mit d'r Zeit hat dös Zügle da Verkehr auf d'r Stauß nemme verdaut. Drom isch heit so wichtig, dass ma au nauch ons no woiß: Wo war denn d'r Bahhof, d'r Abort ond dös Glois? Dia Leit muaß i loba, dia a Tafel hant en Auftrag geaba, ond so onser Zügle lant no a bissele weiterleaba. Mi frät's ganz arg, i hoff' i steck' i ui alle an mit meiner alta Liebe zo meiner Härtsfeldbah. |
Rudolf Weber (bis 1966 mit 1. Wohnsitz in Dattenhausen) |